war vor einigen Tagen die Frage der Journalistin (med-press) Ruth Auschra an mich. Hier das Interview.
Worauf es bei der Suche ankommt
Nachgefragt bei Michaela Oerding, Unternehmensberatung und Coaching
Sie unterstützen Zahnarztpraxen bei der Personalsuche, oder?
Oerding: Ja, aber vermutlich anders, als Sie denken. Ich stelle zuerst sehr viele Fragen. Wofür genau benötigt der Zahnarzt Personal? Geht es um Stuhlassistenz, Empfang, Abrechnung, Prophylaxe, Praxismanagerin, andere Aufgaben? Diese Präzisierung ist absolut wichtig. Außerdem muss ich wissen, wie groß die Praxis ist, wo sie liegt, welchen fachlichen Schwerpunkt sie hat und wie die Personalstruktur ist. Ganz wichtig ist auch, welchen Anspruch der Zahnarzt hat und ob er ihn auch verkörpert. Wie das Ambiente der Praxis ist…
Das sind sehr grundsätzliche, sehr allgemeine Fragen.
Oerding: Ja, danach wird es konkreter. Warum sucht der Zahnarzt neues Personal? Ist zum Beispiel eine Mitarbeiterin schwanger? Wenn eine Kündigung vorliegt, frage ich nach den Ursachen. Gibt es Rahmenbedingungen, die anderswo besser sind? Wie ist das Betriebsklima, das Gehalt, wie sind die Weiterbildungsmöglichkeiten? Wie ist das kollegiale Miteinander? Wird eher ein Befehlsempfänger gesucht oder ist Mitdenken gefordert?
Gibt es auch schnelle Tipps von Ihnen?
Oerding: Manchmal gibt es Ressourcen, die schnell gehoben und aktiviert werden können. Zum Beispiel Helferinnen, die noch im Mutterschaftsurlaub sind, aber stundenweise arbeiten würden. Oder Mütter, die aus dem Beruf eigentlich ausgestiegen sind, aber wieder halbtags arbeiten würden, wenn die Motivation passt und die Einsatzplanung flexibel ist. Wichtiger sind aber andere Fragen, wenn man langfristig die Situation verbessern will. Warum ist es zu diesem Engpass gekommen? Jeder weiß, dass Frauen schwanger werden und Mitarbeiter kündigen oder gekündigt werden. Wenn sich herausstellt, dass die Personaldecke immer sehr dünn war oder ist, ist der Zahnarzt der Not gehorchend geneigt, fast jede Helferin einzustellen.
Das empfehlen Sie nicht, nehme ich an.
Oerding: Es wird dann nicht berücksichtigt, ob die neue Helferin überhaupt zur Praxis, zum Behandler, zu den anderen Mitarbeiterinnen passt. Damit ist leider das Scheitern programmiert. Meiner Erfahrung nach gibt es viele Praxen, die erst suchen, wenn der worst case bereits eingetreten ist. Das ist schlechte Organisation und erstreckt sich wahrscheinlich auch auf andere Bereiche der Praxis, wie z.B. den Einkauf.
Einfach eine Stellenanzeige zu schalten, halten Sie nicht für zielführend?
Oerding: Ich will gute Arbeit leisten. Meiner Meinung nach kann jeder Berater/Vermittler für eine Zahnarztpraxis neues Personal finden – entsprechende Kontakte vorausgesetzt.. Auch kann ein plötzlicher Engpass überall passieren und muss sofort aufgelöst werden. Mit meinem Ansatz will ich Veränderungen anstoßen, die zukünftig auch in schwierigen Zeiten tragfähig sind und kritische Engpässe vermeiden. Das macht Arbeit, ja. Aber eine Stellenanzeige nach dem Motto „nette kompetente Kollegin gesucht – wir sind ein supertolles Team und wir haben so viel Spass miteinander“ geht an allem vorbei, worauf es wirklich ankommt. Das eigentliche Problem dieser Praxis wird damit auch nicht ansatzweise gelöst, im Gegenteil: die gegenseitigen Erwartungen werden enttäuscht und die nächste Suche nach Personal ist dann nur eine Zeitfrage.